In eisigen Höh’n

Die Weinrunde zur Eisweinverkostung auf der Zugspitze

Es sollte etwas Besonderes sein, das sich die Besitzer des Internetportals www.wein24.de einfallen lassen wollten. Sie hatten nämlich Interesse an der Domain www.vino24.it bekundet, die unserem Mitglied Hugo gehörte. Das Geschäft kam zustande, die Domain tauschte Besitzer – und die Weinrunde war zu einer Eisweinverkostung geladen!

Für die Verkostung dieser speziellen Weine wurde von den Weinhändlern ein besonderer Ort gesucht und auf dem höchsten Punkt Deutschlands gefunden.. Jawohl, die Verkostung sollte am 13. Jänner auf der Zugspitze, auf knapp 3000 m stattfinden. Was lag da näher, als die Verkostung mit einem Schiausflug zu verbinden.

Der Morgen verheißt wettermäßig nicht allzu viel Gutes. An der Talstation von Garmisch, wo wir mit den Weinhändlern zusammentreffen, bietet sich uns eine eher trübe Aussicht.
Nicht ohne gemischte Gefühle treten wir die Fahrt mit der Zahnradbahn zum Gletscher hinauf an. Oben angekommen, wartet das Wetter mit einer Überraschung auf: wir treten ins gleißende Sonnenlicht, unter uns breitet sich ein Wolkenmeer aus. Zudem hatte es einige Tage zuvor geschneit, so dass wir gute Schneeverhältnisse vorfinden.

Da die Verkostung auf 14 Uhr angesetzt ist, genießen wir noch den frischen Pulverschnee und die wunderschöne Aussicht. Die Witterungsverhältnisse lassen es zu, dass wir die Verkostung im Freien machen können. Thomas führt uns gekonnt in die Grundgedanken des Eisweins ein.
Zur Verkostung kommen 8 Eisweine, davon 5 aus Rheinhessen, die restlichen aus der Pfalz und der Nahe. Wie uns Thomas erklärt, handelt es sich bei trockenen Eisweinen um eine Rarität.

Die Trauben werden bei Frost gelesen (mindestens – 7 Grad) und müssen in gefrorenem Zustand gepreßt werden. Durch den Frost wird Wasser gebunden, dadurch ist der Most sehr konzentriert, der neben einer hohen Süße auch hohen Säuregehalt aufweist. Geht man normalerweise von einem Ertrag von ca. 105 hl/ha aus, so beträgt die Ausbeute beim Eiswein gerade 200 l /ha. Die erheblichen Mengeneinbußen und beträchtliche Mehrkosten schlagen sich denn auch im hohen Preis nieder.

Die zu verkostenden Eisweine aus den verschiedenen Gebieten werden aus unterschiedlichen Trauben gekeltert: Weißburgunder (Nahe), Gutedel (Baden), Riesling, Riesling/Silvaner, Scheurebe (Rheinhessen).

Die tiefstehende Jännersonne wärmt uns und läßt die Eisweine in unseren Gläsern wie geschliffene Bernsteine schimmern. Trotz der nicht idealen Trinktemperatur (es hat wohl kaum mehr als 5 Grad) entfalten die Weine ein Bukett, das von Petroleum, Terpentin, Feuerstein über grünen Paprika bis zu getrockneten Kernfrüchte reicht.

Die zwei ältesten Jahrgänge, der 63er Alzeyer Galgenberg und der 62er Bechtheiner Hasensprung hatte ihren Höhepunkt schon überschritten und präsentierten sich entsprechend altersschwach (was man von den Jahrgangskollegen unserer Runde nicht behaupten konnte: jung, vital und schön wie immer…)
Als Favorit geht der 75er Flanheimer Klostergarten hervor, ein Silvaner/Riesling aus Rheinhessen. Er präsentiert sich in der Farbe schon etwas fortgeschritten, in der Nase finden sich Anklänge an getrocknete Aprikosen, Pfirsich und Honig. Im Trunk zeigt er sich sehr ausgeglichen, Alkohol und Säure spielen harmonisch zusammen.

Während wir die letzte Flasche degustieren, schickt sich die Sonne an, hinter den Felszacken zu verschwinden. Sofort wird es ungemütlich kalt.
So beschließen wir, uns in einem der Apres-Ski-Schuppen aufzuwärmen. Kurz vor 17 Uhr ist Schluß mit lustig: die letzte Gondel ruft.

Wieder im Tal, beziehen wir unser Quartier im Renaissance Riessersee Hotel in Garmisch, wo wir fürstlich bewirtet werden. So sind wir gestärkt für eine lange Nacht und machen uns auf den Weg, das Nachtleben in Garmisch zu erkunden.

Wie es ausgegangen ist, darüber schweigt sich die Weinrunde aus…

wg